Der promovierte Volkswirt und Manager Dr. Markus Krall beschreibt in seinem Buch Die Bürgerliche Revolution, wie die Werte unserer heutigen Gesellschaft erodieren und führt das auf ein Versagen der politischen Elite, der Kirche und der Medien zurück. Einen wesentlichen Bereich hat er dabei (noch?) nicht aufgeführt: Das Versagen der Wissenschaft. Diesem werde ich mich in diesem Artikel annehmen.
Viele Menschen, politische Entscheider, Journalisten und weitere Gruppen berufen sich in Diskussionen und Argumentationen oft auf Wissenschaftler als Experten. Ein prägnantes und aktuelles Beispiel dafür ist, wie sich die staatlichen Medien, die Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihre Minister in der Corona Pandemie auf den “wissenschaftlichen Erkenntnissen” vom Virologen Christian Drosten stützten. Aber wann ist ein Wissenschaftler ein Wissenschafter und obendrein noch ein guter? Was genau ist Wissenschaft und wie funktioniert sie heute und wie sollte sie funktionieren? Ohne eine grundlegendes Verständnis von Wissenschaft ist man den Aussagen gewisser Wissenschaftler, und den Medien, die sie propagieren, schutzlos ausgeliefert. Man müsste darauf vertrauen, dass die von den Medien, Konzernen und Politikern ausgewählte Wissenschaftler richtig liegen mit ihren Annahmen, Analysen und Erkenntnissen. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser – insbesondere dann, wenn die Erkenntnisse und darauf basierende Entscheidungen einen gravierenden Einfluss auf das eigene Leben und Lebensumfeld haben.
In diesem Artikel gebe ich einen kurzen Einblick in die Wissenschaft und deren Funktionsweise. Wie kann man als “Nicht-Wissenschaftler” mit einfachen Methoden und Denkansätzen für sich persönlich evaluieren kann, ob man gewissen wissenschaftlichen Theorien folgen möchte oder sich dazu entscheidet das besser nicht zu tun? Ziel ist es das mentale Immunsystem zu stärken oder aufzubauen, damit man, mit vollem Selbstvertrauen, frei und selbstbestimmt sich seine eigene Meinung bilden kann.
Was ist Wissenschaft und was zeichnet “gute” Wissenschaftler aus?
Wissenschaft versucht Mensch und Natur zu verstehen. Wissenschaftler forschen nach fundamentalen Zusammenhängen, um die Welt besser zu verstehen. Auf der Suche nach neuen Erkenntnissen, stellen sie Thesen auf, die sie daraufhin versuchen (sollten) zu falsifizieren oder zu verifizieren. Entscheidend dabei ist, dass eine These nur so lange gültig ist, bis sie widerlegt wird. Das Widerlegen ist das Ziel und nicht das Verifizieren. Wenn etwas widerlegt wird, wissen wir, dass die These nicht stimmt. Das ist dann gesichertes Wissen. Wenn etwas verifiziert wird, wissen wir “nur”, dass die These bis zur Widerlegung Gültigkeit hat. Das ist dann “Wissen auf Widerruf”.
Wissenschaftler, die sich an dieser Wissenschaftstheorie des Falsifikationismus von Karl Popper orientieren, machen große Fortschritte in der Forschung. Die meisten Nobelpreisträger des letzten Jahrhunderts arbeiteten nach der Popperschen Wissenschaftstheorie. Popper sieht im kritischen Rationalismus eine “Pflicht zur dauernden Selbstkritik, zum dauernden Lernen, zu dauernden Verbesserungen unserer Einstellungen, unserer Urteile, unserer Theorien”. Ich fasse provokant zusammen: “Wissenschaft ist der aktuelle Stand des Irrtums”.
“Schlechte” Wissenschaftler und schlechte Theorien erkennen
Die Alarmglocken sollten läuten, wenn Wissenschaftler sich an ihre Thesen und Theorien klammern und sie gegen alle Kritiker vehement verteidigen, auch wenn diese gute Argumente einbringen, dass die These nicht gültig sein kann und möglicherweise eine Gegenthese aufstellen, die dann vielleicht auch noch widerlegt wird. Die Falsifizierung der Gegenthese ist dann aber nicht unbedingt als Verifizierung der ursprünglichen These zu verstehen. Warum klammern sich manche/viele Wissenschaftler so sehr an ihre Thesen entgegen aller Kritik? Warum diffamieren sie teilweise die Kritiker statt sachlich auf die Argumente einzugehen? Wieso bekommen sie dabei manchmal auch noch Unterstützung von Medien, Politikern und/oder Unternehmen? Ego, Macht und Geld könnten mögliche Gründe für dieses Verhalten sein. Ein fiktives Beispiel dazu:
Man stelle sich vor ein Wissenschaftler macht eine neue weltbewegende Entdeckung und verifiziert eine komplett neue These. Diese neue These scheint viele Fragen zu lösen, die die Wissenschaft bisher nicht erklären konnte. Dazu hilft diese neue These der Politik gezielter gegen ein Problem (z.B. Erderwärmung) vorzugehen. Außerdem produzieren Unternehmen neue Produkte, die auf dieser neuen wissenschaftlichen Erkenntnis basiert. Ein Milliardenmarkt, ja eine ganz neue Industrie, entsteht. Zahlreiche Unternehmen heuern den Wissenschaftler als Berater an oder berufen ihn in gut bezahlte Aufsichtsratsposten ein. In der Politik wird er in Gremien als Experte angehört und nimmt somit Einfluss auf die Gesetzgebung. Die Medien laden ihn gerne als Gast in Talkshows und er gibt zahlreiche Interviews in sämtlichen Zeitungen und Magazinen. Er ist quasi ein Star der Wissenschaft und wird auch noch zum Professor ernannt.
Wie (fast?) jeder Wissenschaftler, arbeit der Professor aber nicht alleine, sondern er hat auch zahlreiche wissenschaftliche Assistenten. Einer dieser Assistenten, ein Jungspund frisch von der Uni, schaut mit ganz anderen Augen auf die wissenschaftliche Thematik und entdeckt entweder einen wissenschaftlichen Fehler in der Analyse oder im Experiment oder aber er widerlegt die neue wissenschaftliche Theorie, einfach nur, weil er wie ein guter Wissenschaftler versucht, Thesen und Theorien zu falsifizieren. Was würde wohl mit diesem jungen Assistenten passieren? Würde der Professor nicht, aus Ego Gründen oder aus wirtschaftlichen/machtpolitischen Gründen, dem Assistenten zeigen wollen, wie falsch er liegt oder ihn auf andere Weise zum Schweigen bringen? Hätte der Professor nicht alle Anreize der Welt sich ausschließlich an seine These und Theorie zu klammern? Auch Politiker und Konzerne hätten kein großes Interesse daran, die Widerlegung der eben noch neuen wissenschaftlichen Theorie einzugestehen. Die Medien würden wohl auch eher auf den jahrelangen Experten und Professor anhören statt einem Assistentin, der frisch von der Uni gekommen ist. Und so kommt es leider, häufiger als man es wahrhaben möchte, dass längst widerlegte wissenschaftliche Theorien, leider erst mit ihren “Vätern” sterben.
Kausalität vs. Korrelation
Ich werde noch auf längst widerlegte Theorien, die heute noch von vielen Medien, Politikern und “Experten” als wahr propagiert werden, eingehen. Schnall Dich an! Aber davor noch etwas Grundlegendes in der Wissenschaft: die Unterscheidung zwischen Korrelation und Kausalität. Wissenschaftler, die zwei Variablen auf einen Zusammenhang untersuchen, analysieren Daten und versuchen Korrelationen zu finden. Das Ergebnis ist nichts anderes als eine Theorie, nach der zwischen den beiden Variablen möglicherweise ein Zusammenhang besteht. Das ist dann erst einmal eine Scheinkausalität. Variable A bedingt aber nur vielleicht Variable B. Erst wenn dieser Zusammenhang praktisch durch ein Experiment nachgewiesen werden kann, spricht man von Kausalität. Auch wenn die Kausalität eine härtere Evidenz im Vergleich zur Korrelation ist, bleibt es dennoch nur eine Theorie bzw. eine These, die möglicherweise eines Tages widerlegt wird. In dem Experiment, das die Kausalität nachweisen soll, könnte beispielsweise ein nicht beachteter Faktor oder ein Fehler das Ergebnis beeinflusst haben. In der Medizin ist der wissenschaftliche goldene Standard die randomisierte, placebokontrollierte Doppelblindstudie (RCT). Bevor die meisten neuen Medikamente (Impfstoffe ausgenommen) zugelassen werden, müssen sie ihre Wirksamkeit durch solch eine klinische Studie nachweisen. In der Medizin gilt die RCT als Kausalitätsnachweis.
Bereits widerlegte wissenschaftliche Theorien
Folgende Beispiele zeigen auf, dass fast alles, was viele Wissenschaftler uns heute noch sagen, lediglich Theorien sind oder zum Großteil auf Theorien basiert. Diese sind oft schon längst widerlegt und werden trotzdem nachwievor als wahr gepredigt.
Der Sauerstoff in der Luft kommt von Pflanzen/Bäumen als Nebenprodukt der Photosynthese.
Die Photosynthese ist nur eine Theorie, die bisher durch kein Experiment nachgestellt werden konnte.
Dieter Enger hat nachgemessen. Pflanzen produzieren keinen Sauerstoff, sondern sie verbrauchen ihn genauso wie alle anderen Lebewesen auf der Erde. Außerdem geben Pflanzen, Bäume und Früchte CO2 ab. Mit einem Experiment, hat er die Theorie, dass Pflanzen Sauerstoff produzieren, widerlegt. Dieter Enger gibt noch viele weitere Gründe, warum es nicht so sein kann, dass Pflanzen Sauerstoff produzieren. Auch Udo Pollmer greift das Thema auf und stellt eine These auf, wo der Sauerstoff stattdessen herkommt.
Menschen brauchen für die Energiegewinnung Kalorien aus der Nahrung.
Zum einen kann die Theorie allein damit widerlegt werden, da heute Menschen nachgewiesenermaßen ohne Nahrung leben – und nein, sie verhungern dabei nicht. Zum anderen ist die Kalorien/Energie Theorie auch nur eine Sammlung von Theorien, u.a. die Natrium-Kalium-Pumpe in den Zellen. Gilbert Ling hat auch hier nachgerechnet sowie experimentiert und dabei nachgewiesen, dass der Energiebedarf 4x höher ist, als die Natrium-Kalium-Pumpe bereitstellt. Mehr dazu in meinem Artikel Sind wir Wasser-Batterien? Soviel sei vorab gesagt: Professor Gerald Pollack der University of Washington hat eine alternative Theorie zur Energiegewinnung der Zellen aufgestellt.
Erdöl ist ein fossiler Brennstoff, der immer knapper wird.
Der Nobelpreisträger Thomas Gold dazu in seinem Buch The Deep Hot Biosphere – The Myth of Fossil Fuels:
“My Reasons for holding this admittedly controversial view are numerous
1) It has become quite evident to me that the quantity of black coal and petroleum (…) are far greater than could be explained by any theory that depends on buried biological debris.
2) Petroleum and methane have been found and continue to be found in locations on Earth to which surface biological remains have never had access; the presence of oil and gas at those sites simply cannot be explained by the biogenic theory.
3) One finds at these sites none of the other residues one would expect to find in the presence of biogenic hydrocarbons.
4) Perhaps most tellingly, it is now generally agreed that there is a profuse supply of hydrocarbons on many other bodies in our Solar System, where no origin from surface biology can be suggested.”
Weitere Quellen zur eigenen Nachforschung: Udo Pollmer’s Kurzbeitrag: Erdöl – ein “nachwachsender” Rohstoff? Sowie das Buch von Bestsellerautor Hans-Joachim Zillmer Der Energie-Irrtum: Warum Erdgas und Erdöl unerschöpflich sind.
Die Pyramiden wurden von den Ägyptern gebaut.
Wenn man einmal weltbekannte Architekten, Statiker und Bauingenieure statt Historiker die Pyramiden analysieren lässt, kommt man zu erstaunlichen Erkenntnissen. Dazu gibt es eine hervorragende aufbereitete Dokumentation in mehreren Sprachen: Das Geheimnis der Pyramiden.
Das Herz in Lebewesen ist eine Pumpe und pumpt das Blut in die Blutgefäße.
Das kann mathematisch nach dem Gesetz von Hagen-Poiseuille widerlegt werden. Nach diesem Gesetz müsste der Druck im Herzen bei ca. 60 Bar liegen, damit selbst die kleinsten Kapillaren Blut bekommen. Eine gute Espressomaschine hat 10-15 Bar Druck. Es ist offensichtlich, dass der vierfache bis sechsfache Druck einer Espressomaschine nicht in unserem Körper unbemerkt existieren kann. Wenn das Herz keine Pumpe ist, was ist es dann? Vielleicht das Gegenteil einer Pumpe? Mehr dazu im Interview mit Dr. Andreas Noack.
Weitere widerlegte Theorien:
Es gibt noch so viele andere fragwürdige Theorien: Urknalltheorie. Wie der Name sagt, auch nur eine Theorie, die ebenfalls längst widerlegt ist. Oder die Theorie, dass das Magnetfeld der Erde aus einem Erdkern aus Eisen/Nickel aufgebaut wird. Seit wann ist (flüssiges) Eisen bei 5000 Grad Celsius noch magnetisch? Der Eisen Schmelzpunkt liegt bei 1538 °C und der Siedepunkt bei 2.862 °C. Auch die Entfernung anderer Planeten ist eine Theorie, die auf Lichtbrechungs-Berechnungen basiert. Wenn Annahmen in der Theorie oder Berechnungen widerlegt werden, sind Planeten vielleicht doch nicht so weit weg, wie die Wissenschaftler heute sagen. Gravitationstheorie. Nur eine Theorie. Längst widerlegt. Wo kommen Ebbe und Flut her? Die Gravitationskraft des Mondes kann nur auf einer Seite der Erde wirken? Wo kommt die Flut auf der entgegengesetzten Seite her? Sehr interessant zu all diesen Theorien ist das Buch von Joseph Cater: Die Revolution der Wissenschaften. Auch als Ebook verfügbar.
Nahezu alle Wissenschaften sind betroffen. Beispiele aus der Medizin: Salz erzeugt Bluthochdruck? Nichts weiter als eine (ganz schlechte!!!) Theorie, die auf schlechten Korrelationen beruht ohne Confounder zu berücksichtigen und längst widerlegt ist. Körperfett kommt vom Fett aus der Nahrung? Widerlegt. Es gibt gutes und schlechtes Cholesterin? Nichts weiter als eine Theorie. Zu viel Cholesterin in der Nahrung ist verantwortlich für das Cholesterin in unseren Blutgefäßen? Auch nur eine Theorie. Sauerstoffradikale lassen uns altern, zerstören Zellen und um den “oxidativen Stress” zu reduzieren müssen wir Antioxidantien konsumieren? Theorien, Theorien, Theorien!
Abschließen möchte ich mit folgendem Beispiel: Lobotomie: Ein gefährlicher Irrtum, gekrönt mit dem Nobelpreis. “ Die Lobotomie ist eine neurochirurgische Operation, bei der die Nervenbahnen zwischen Thalamus und Frontallappen sowie Teile der grauen Substanz durchtrennt werden.” (Wikipedia) Von einem Nobelpreisträger aufgestellte These, die jahrzehntelang als Standardbehandlung von schweren Fällen psychischer Erkrankungen angewendet wurde. Dumm nur, dass das im Nachhinein widerlegt wurde und sich als Irrtum herausgestellt hat. Aber die Experten haben gesagt … Wahrscheinlich einer der größten Denkfehler nach der Aristotelischen Logik und einer der teuersten Sätze der Neuzeit.
Übrigens basieren unsere Notenbänker (= Experten?) ihre komplette Geld- und Zinspolitik auf der Keynesianischen Theorie. “Fun” Fact dazu: Ausnahmslos ALLE ungedeckten Währungen sind bisher IMMER auf ihren inneren Wert von 0 zurückgefallen. Ich freue mich auf Experten, die diese Aussage widerlegen wollen.